20:80 – Klimaschutz nach dem Möglichkeits-Prinzip

20:80 – Klimaschutz nach dem Möglichkeits-Prinzip

Immer wieder beklagen wir den „Knowing-Doing-Gap“, also den deutlichen Unterschied zwischen Wissen und Handeln, gerade auch beim Klimaschutz

Von stratum GmbH

Datum und Uhrzeit

Mi. 11. Sep. 2024 19:00 - 22:00 CEST

Veranstaltungsort

stratum lounge

Boxhagener Straße 16 10245 Berlin Germany

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  • 3 Stunden

Immer wieder beklagen wir den „Knowing-Doing-Gap“, also den deutlichen Unterschied zwischen Wissen und Handeln, gerade auch wenn es um umweltfreundliches, klimaschützendes und nachhaltiges Verhalten geht. Auch die Autoren des Buches „Klimakurve kriegen“ haben sich von mit diesem scheinbaren Paradox befasst und sie schlagen uns einen Ausweg vor. Peter Blenke und Christian Reisinger vermuten, dass das Lähmende am „Knowing-Doing-Gap“ die Tatsache ist, dass wir das Ganze aus dem „Problemblickwinkel“ angehen anstatt aus einer „Möglichkeitsperspektive“.

Als Praktiker der Unternehmensführung sind sie zudem Anhänger des Paretoprinzips. Dieses Prinzip besagt, „dass wir mit 20 Prozent des Aufwands bereits 80 Prozent eines Ziels erreichen können. Und das, so Blenke/Reisinger, gelte „auch für das Thema Klimaneutralität: Wenn jede und jeder Einzelne nur jeweils 20 Prozent Aufwand investieren würde, wären bereits 80 Prozent der Strecke zum Ziel geschafft“.

In ihrem mit zahlreichen anschaulichen Infografiken bebilderten Buch handeln Sie diese prinzipielle Sicht auf das Klimaproblem, pardon auf die Klimamöglichkeiten in den fünf Sektoren ab, an denen sich auch das deutsche Klimaschutzgesetz orientiert - Energie, Industrie, Gebäude, Verkehr sowie Ernährung und Landwirtschaft. Als zusätzliches Handlungsfeld betrachten die Autoren die Potenziale natürlicher und technischer CO2-Senken.

Blenke und Reisinger appellieren mit ihren zahlreichen pragmatischen Vorschlägen aus der Möglichkeitsperspektive sowohl an die staatliche Seite als auch an die Unternehmen und die privaten Haushalte. Dabei haben sie zwar Verständnis dafür, dass sowohl Unternehmen als auch die Privathaushalte oft suboptimale rechtliche und regulatorische Rahmenbedingen vorfinden. Dies könne aber „keine Entschuldigung dafür sein, dass Unternehmen nicht auch ohne den Staat bereits viel tun könnten – und davon oftmals auch langfristig profitieren würden“. Und auch die „Privatpersonen müssen nicht auf die idealen Rahmenbedingungen warten. Schon jetzt können sie einen Beitrag zum Klimaschutz im Energiesektor leisten, selbst erneuerbare Energie erzeugen und den eigenen Energieverbrauch senken“.

Im privaten Bereich sei z.B. eine der „effektivsten Maßnahmen, konventionelle Thermostate ganz einfach durch intelligente Heizungsthermostate zu ersetzen. Das kann zehn bis 20 Prozent Heizkosten sparen und stellt eine der wenigen Maßnahmen dar, die auch für Mieter umsetzbar sind“. Auf dem Verkehrssektor plädieren die Autoren für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen als kostenfreier und hoch effektiver Maßnahme, um 2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr einzusparen. In der Landwirtschaft habe man zwar einen großen Teil des sektoralen CO2-Einsparziels schon erreicht, stehe aber vor der Herausforderung, eine weitere Überlastung und Verschlechterung der Böden zu verhindern, die auch eine wichtige natürliche CO2-Senke darstellen.

Der positive Blick, den das Buch „Klimakurve kriegen“ beibehält, liegt zu einem wesentlichen Teil auch darin begründet, dass die Autoren das Zusammenwirken zahlreicher Einzelvorschläge im Blick behalten und darauf pochen, dass unterschiedliche Maßnahmenfelder auch besser aufeinander abgestimmt werden und neue verlässliche Infrastrukturen aufgebaut werden könnten. Und da wo es nötig ist, benennen sie auch klare (politische) Defizite, beispielsweise bei der Höhe des CO2-Preises. Der müsste wesentlich höher liegen, um eine echte Steuerungswirkung zu erzielen. Blenke/Reisinger stellen fest: „Ein Liter Diesel müsste somit aus rein ökonomischer Perspektive zwischen 0,63 Euro und 2,14 Euro teurer sein als aktuell, um tatsächlich die externen Kosten im Preis zu berücksichtigen.“

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